Rückblick: Pflanzenbasierte Wertschöpfungsketten gemeinsam gestalten
Ein Runder Tisch für die Region Bern
Wie schaffen wir in der Region Bern robuste, wirtschaftlich tragfähige und alltagstaugliche Wertschöpfungsketten für heimische Hülsenfrüchte?
Diese Leitfrage stand im Zentrum unseres Runden Tischs am 3. November, zu dem rund 20 Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Gastronomie, Forschung und Zivilgesellschaft zusammenkamen.
Die Coworking Küche Bern bot dafür den idealen Rahmen. Der Abend zeigte, wie viel Wissen, Erfahrung und Pioniergeist bereits vorhanden sind und wie gross der Wunsch ist, gemeinsam Schritte nach vorne zu gehen.
Vom Feld bis auf den Teller
Zum Einstieg positionierten sich die Teilnehmenden entlang der Wertschöpfungskette und teilten, was sie motiviert und beschäftigt. Die Spannweite reichte vom Anbau von Linsen, Ackerbohnen, Soja oder Lupinen über Fragen zu Verarbeitung, Reinigung und Lagerung bis hin zu Vermarktung, Preisgestaltung und Konsument:innenverständnis.
Viele Herausforderungen überschneiden sich: volle Lager, fehlende Abnahmeverträge, hohe Verarbeitungskosten, Unsicherheiten rund um Erträge und Qualität sowie die Suche nach passenden Vertriebswegen. Gleichzeitig wurde klar, dass in der Region viel in Bewegung ist und zahlreiche Initiativen bereits an ähnlichen Stellen ansetzen.
Kulinarischer Auftakt in der Coworking Küche
Ein besonderer Höhepunkt war das Inspirationsapéro, das von Christine Burren und Ursina Steiner gestaltet wurde. Serviert wurden unter anderem Linsenburger, Gelberbsen-Curry, pikantes Chili sin carne mit geräucherten Kichererbsen, Gelberbsen-Hummus und sogar Schoggihummus auf Gelberbsenbasis. Die Gerichte zeigten eindrücklich, wie vielseitig und attraktiv regionale Hülsenfrüchte sein können.
Herzlichen Dank an Marc für die Zubereitung und an die Coworking Küche für den inspirierenden Ort.
Was es braucht: Abnahme, Wissenstransfer, bessere Preise
1. Abnahme, Vermarktung und faire Preise
Viele Produzent:innen stehen vor vollen Lagern oder Annahmestopps. Es braucht verlässliche Abnehmer:innen, klare Signale aus der Gastronomie und eine Preisgestaltung, bei der die Landwirtschaft Risiken nicht einseitig trägt. Foodsave-Aktionen können ein spannender Ansatzpunkt sein, um Gastronomie in Kontakt mit regionalen Hülsenfrüchten zu bringen. Auch hier muss der Preis angemessen sein - sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Gastronom:innen.
2. Netzwerk- und Wissenstransfer
Mehr Austausch zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Gastronomie wurde stark gewünscht. Viele sind noch zu oft allein unterwegs. Der Runde Tisch machte deutlich, dass gemeinsame Lernräume entscheidend sind, um Hürden zu überwinden und neue Zusammenarbeit zu ermöglichen.
3. Konsumförderung und Narrativ
Hülsenfrüchte sollen weniger als Ersatzprodukt, sondern als eigenständige kulinarische Kategorie verstanden werden. Ein besseres Narrativ, einfache Rezepte und konkrete Anwendungsbeispiele können dabei helfen, Akzeptanz und Nachfrage zu steigern.
Erste Lösungsansätze und Ideen
Schon während des Abends wurden mehrere konkrete Ansätze gesammelt:
Rezeptkarten im Detailhandel oder direkt bei Produzent:innen
Kochkurse für Gastronom:innen mit Fokus auf regionalen Hülsenfrüchten
Vernetzungspunkte für Angebots- und Bedarfssuche
Aufbau eines gemeinsam nutzbaren Gefrierlagers
Koordinierte Foodsave-Ernten
Prüfung eines PRE-Projekts im Kanton Bern zur Förderung pflanzenbasierter Wertschöpfungsketten
Die Inputs von Lorenz Probst verankerten diese Ideen im grösseren Kontext, etwa durch Verweise auf bestehende Initiativen wie Bern ist Bio, AgroFoodPark oder die Produzentenarena.
Ein Abend, der zeigt, was möglich ist
Der Runde Tisch hat verdeutlicht: Die Region Bern verfügt über enormes Potenzial, wenn es gelingt, Wissen, Motivation und bestehende Projekte stärker miteinander zu verbinden. Die Energie im Raum war gross, und viele Teilnehmende betonten, wie wertvoll ein solcher Austausch ist.
Da Gespräche und Apéro länger dauerten als geplant, wurde der Workshop-Teil auf einen Folgetermin verschoben. Das zeigt auch: Es gibt viel zu besprechen und noch mehr zu tun.
Wie es weitergeht
Gemeinsam mit dem RegioFood Hub und weiteren Partner:innen werden wir die nächsten Schritte vertiefen und weitere Räume für Kooperation, Produktentwicklung und Wissenstransfer schaffen.
Wer Ideen, Hinweise oder Projektvorschläge hat, ist herzlich eingeladen, auf uns zuzukommen. Die Arbeit an starken pflanzenbasierten Wertschöpfungsketten ist ein Prozess, und dieser Abend war ein wichtiger Startpunkt.
Wir bleiben dran und freuen uns auf die Fortsetzung!